Jazz Dance

2003 besuchte ich meine erste Jazz Dance Stunde. Ich war sofort verliebt und der Jazz Dance war von da an nicht mehr aus meinem Leben wegzudenken.
Die besondere Art, die Ausdrucksstärke und die Vielseitigkeit dieser Tanzrichtung ist es, was mich so fasziniert.

Ich bin überzeugt, dass ich mich durch das Tanzen und insbesondere durch den Jazz Dance als Persönlichkeit stark weiterentwickelt habe. Meine Ausdruckstärke und meine Selbstsicherheit verdanke ich unter anderem dem Tanzen.

Doch was genau ist Jazz Dance eigentlich? wo hat er seinen Ursprung? welcher Technik bedient er sich? und was gibt es für unterschiedliche Stile innerhalb des Jazz Dance? Diese Fragen beantworte ich dir im Folgenden.

Jazz Dance – Definition

Jazz Dance ist ein zeitgenössischer Gesellschafts- und Kunsttanz, der seinen Ursprung in Afrika hat. Durch die Mischung afrikanischer, amerikanischer und europäischer Stilelemente wurde er über die Jahre weiterentwickelt und beeinflusst.
Jazz Dance ist vor allem ein expressiver und explosiver Tanzstil mit schnellen, rhythmischen Bewegungen. Heutzutage wird die Tanzrichtung zu allen Musikstilen getanzt.
Für das Tanzen von Jazz Dance bedarf es ein hohes Maß an Energie, Kontrolle, Präsenz und Ausdruck.

Die Entstehung des Jazz Dance

Der Jazz Dance hat seinen Ursprung in Afrika. Zu Beginn gab es noch nicht die gezielte Bezeichnung Jazz Dance. Diese entwickelte sich erst im Jahre 1917.
Es waren letztendlich die afrikanischen Sklaven, die in den Vereinigten Staaten den Jazz Dance populär machten und er von dort aus nach Europa überschwappte.
Dieser ausdrucksstarke und lebensfrohe Tanzstil half den versklavten Afrikanern damals ihre Sehnsucht nach Freiheit auszudrücken.

 

Die afrikanische Kultur steht für Tanz, Musik und Rhythmus. So ist diese auch die Mutter des Jazz Dance.

 

Das historische Vorurteil „Afrikaner seien Wilde und besitzen keine Kultur“ führte Mitte des 16. Jahrhunderts und vor allem im 17. Jahrhundert dazu, dass Missionare der Ansicht waren die vermeintlich herrschende „wilde Kultur“ zerstören zu müssen und damit auch eine Großzahl an afrikanischen Volkstänzen.* Dies ist ein gutes Beispiel von der Zerstörung und Verdrängung des Individualismus.

Doch das Herz Afrikas schlägt im Tanz - Hugh Tracey

Und was man im Herzen trägt, trägt man immer bei sich. Mit den in die USA verschleppten afrikanischen Sklaven kam auch die Tanzkultur nach Amerika. Der Körper ist das Kapital, mit dem die Afrikaner ihre Tanzkultur retten konnten. Denn der Körper ist Wirt der Tanz-, Rhythmus- und Musikkultur. So zeigt jede Kultur ein bestimmtes Körpererlebnis (body experience) und Bewegungsverhalten (motor behavior).

 

Der Tanz verhalf den Sklaven für einen Moment zu vergessen und ihr Leben weiter als lebenswert anzuerkennen. Denn Tanz begleitet dich und stützt dich auch in schwierigen Zeiten. So kam es, dass „Dancing the Salves“ zu einem wichtigen Bestandteil der Sklaverei wurde.
Sklavenhändler ließen ihre Sklaven tanzen, um ihre Gesundheit und ihr Potential zu fördern.
Schon damals war klar, Tanzen hält körperlich und geistig gesund.
Bei den Versteigerungen wurde das eher aufgezwungene Tanzen weitergeführt. Gute Tänzer galten als gute Arbeiter.

 

Am 1. Januar 1863 verkündete Präsident Lincoln die Freiheit für die Sklaven der Südstaaten. 1865 wurden alle in den USA versklavten Schwarzen vom Kongress zu freien Bürgern erklärt.
Trotz dieser politischen Wende blieb im Süden die wirtschaftlich-gesellschaftliche Macht bei den Weißen. Nach wie vor waren die meisten Schwarzen abhängig von ihren Herren.

 

Der letztendliche Aufstieg und Sieg der schwarzen Musik und des schwarzen Tanzes ab dem Jahr 1890 ist auf wirtschaftliche und politische Ursachen zurückzuführen. Zwischen 1890 und 1920 verließen Millionen Afroamerikaner den Süden, um im Norden besser bezahlte Arbeitsplätze und ein freieres Leben zu führen. So wurde die afroamerikanische Volkskultur der Südstaaten in den Schwarzen-Ghettos im Norden vereint. New York und Chicago wurden 1890 zu den Zentren der afroamerikanischen Kultur.

 

Das Jahr 1917 wurde zum revolutionären Epochenjahr der afroamerikanischen Musik und des afroamerikanischen Tanzes. Um diese Zeit kam die Jazz Musik auf, wurde populär und der Jazz Dance wurde zum ersten Mal als solcher bezeichnet.
Jazz Dance wurde eine Unterhaltungsform in dem viele verschiedene Ideen integriert wurden. Tänze wie Charleston, Tap, Shimmy und Lindy Hop sind entstanden und wurden zunächst nicht vom Jazz Dance unterschieden.

Was bedeutet das Wort Jazz?

Forscher fanden heraus, dass das Wort Jazz von den Afroamerikanern stammt. Seine ursprüngliche Bedeutung war: Kraft, Heftigkeit und ekstatische Erregung.

 

Entwicklung des Jazz Dance

In der Entwicklung des Jazz Dance von 1940 bis heute lassen sich zwei bedeutende Phasen unterscheiden.

 

Die erste Phase reicht von 1940 bis 1960. Wir befinden uns in dieser Phase immer noch innerhalb der USA. In dieser Zeit entdeckten zum ersten Mal weiße Tänzer den Jazz Dance, umgekehrt befassten sich schwarze Tänzer erstmals mit klassischem Ballett und Modern Dance. So entstanden jene Synthesen, die auch heute noch gelehrt und gelernt werden.

 

Die zweite Zeit beginnt um das Jahr 1960. Der Jazz Dance, zu meist in seiner synthetischen Form, erlebt seinen weltweiten Siegeszug. Gleichzeitig aber wird der rein schwarze Jazz Dance wiederentdeckt.

 

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Jazz Dance in seiner ursprünglichen Form in Afrika entstanden ist, durch die Globalisierung populär wurde und durch die Synthese verschiedener Tanzstile – vor allem Ballett und Modern Dance – weiterentwickelt wurde.

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Vielleicht bist Du ja schon in der nächsten Unterrichtsstunde mit dabei! 

Grundtechniken

 

In seiner ursprünglichen Form verfolgt die afrikanische Tanztechnik das Ziel vom Heraustreten des Menschen aus seinem begrenzten körperlich-seelischen Ich. Der Sinn ist die Stärkung des einzelnen und damit der ganzen Gemeinschaft.
Heute steht das Erlernen der Technik im Fokus des Unterrichtes. Die Tanztechnik bildet die Basis im Tanz, um seinen Körper und die Bewegungen zu verstehen und präzise auszuführen. Nur so kann der Charakter des Jazz Dance vom Tänzer umgesetzt und in Choreografien vertanzt werden.

Isolation

Isolation ist eine sehr typische Jazz Technik. Hier werden einzelne Körperteile isoliert voneinander bewegt. Der Körper wird in unterschiedliche Bewegungszentren eingeteilt: Kopf, Schultergürtel, Brustkorb, Becken, Arme und Beine.
Innerhalb dieser Hauptkörperzentren wird in Areas unterteilt. Solche Areas sind:

innerhalb des Kopfs: Hals / Nacken
innerhalb des Schultergürtels: die einzelnen Schultern, Schulterblätter
innerhalb des Brustkorbs: Brustbein, Rippenbögen
innerhalb des Beckens: Gesäßbacken
innerhalb der Arme: Oberarm, Ellenbogen, Unterarm, Hände, Finger
innerhalb der Beine: Oberschenkel, Knie, Unterschenkel, Füße, Zehen.
Jedes einzeln isolierte Bewegungszentrum bildet sein eigenes isoliertes Spannungsfeld. Eine isolierte Bewegung innerhalb eines Hauptkörperzentrums kann nur richtig ausgeführt werden, wenn in den einzelnen Körperzentren ein richtiges Spannungsverhältnis vorliegt. Das notwendige Verhältnis von Spannung und Lockerung bezeichnet man als Relaxation.
„Ich bin relaxed, wenn ich im Stande bin, meine Körperzentren mühelos isoliert zu bewegen.

Monozentrik

Lediglich ein Körperzentrum wird bewegt.

Polyzentrik

Mindestens zwei Körperzentren werden gleichzeitig bewegt.

POLYRYTHMIK | POLYMETRIK

Mindestens zwei Körperzentren werden gleichzeitig aber rhythmisch unterschiedlich bewegt.

COLLAPSE POSITION

Die Collapse Position ist die Körperhaltung, die mit der Isolation bestimmter Bewegungszentren einhergeht. Bei der Collapse Position sind die Knie leicht gebeugt.

MOTION | BINNENKÖRPERLICHKEIT

Bewegungen innerhalb des Körpers am Platz.

MOVEMENT | JAZZ WALKS

Bewegungen im Raum.

PARALLELISMUS & OPPOSITION

Verschiedene Zentren bewegen sich in die gleiche Richtung. Hier handelt es sich um Parallelismus. Von Opposition redet man, wenn sich verschiedene Hauptkörperzentren und Areas in verschiedene Richtungen bewegen.

IMPULS & FÜHRUNG

Ein isoliertes Zentrum gibt einen Impuls und führt dabei ein anderes Zentrum in eine Bewegung.

LEVELS

Verhältnis des Körpers zum Boden – Stehen, Hocken, Knien, Sitzen, Liegen.

CONTRACTION & RELEASE

Das Prinzip von contraction und release wurde vom Modern Dance übernommen. Contraction beschreibt das zusammenziehen der Muskulatur und release das Lösen.

Unterschiedliche Stilrichtungen im Jazz Dance

 

Durch die Synthese verschiedener Tanzstile und durch die verschiedenen kulturellen Einflüsse sind unterschiedliche Stilrichtungen innerhalb des Jazz Dance entstanden.
Unter anderem gibt es folgende Jazz Richtungen:

Modern Jazz

Wie die Stilrichtung schon in ihrem Namen verrät handelt es sich hier um eine Mischung von Modern Dance und Jazz Dance. Die Fusion beider Stile harmoniert sehr gut miteinander und kreiert so einen neuen, individuellen und sehr gefühlvollen Charakter.

Lyrical Jazz

Beim Lyrical Jazz fokussieren wir uns auf die Lyrics. Wir vertanzen also den Songtext eines Liedes. Es kann allerdings auch ein instrumentaler Song vertanzt werden. Hierbei nutzen wir die Musikstruktur, um die Musik und unsere Bewegungen in Harmonie zusammenzuführen.
Durch die Verbindung von Musik und Gefühl wird ein ganz individueller Ausdruck geschaffen, welcher diesen Tanzstil charakterisiert.

Funky Jazz

Dieser Jazz Stil zeichnet sich für seine energievollen, akzentuierten und schnellen Bewegungen aus.

Street Jazz

Funky Jazz und Street Jazz stehen sehr nahe bei einander. Steet Jazz wird mehr in den Boden getanzt als die anderen Stile. Dem Hip Hop kommt der Street Jazz recht nah.

Dies war ein kleiner Auszug zum Thema Jazz Dance. Zu diesem Tanzstil lassen sich ganze Bücher füllen.

 

Ich hoffe, du konntest einiges über den Jazz Dance erfahren und für dich mitnehmen.

 

Du hast Fragen, Anregungen oder weitere interessante Fakten? Schreibe mir gerne.

Liebe Grüße,

unterschrift_joann@800breit

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Quellen
„Jazz Dance“ – Helmut Günther | „Richtig Jazz Dance – Technik, Improvisation, Gestaltung“ – Karin Schabert | www.tanz-info.de | evgenia-itkina.com | de.wikipedia.org/wiki/Jazz_Dance